Effektives Motor-Tuning für Rennfahrer
Welches Motorrad?
Für Speed-Tunings sehr gut geeignet sind handelsübliche Racing-Modelle, da sie bereits grundlegend für die hohen Anforderungen im Motorrad-Rennsport konfiguriert sind.
Neben weiteren Optimierungsmaßnahmen – zum Beispiel an Fahrwerks-Geometrie, Dämpfungs- und Bremssystemen, Reifen oder Auspuffanlage – steckt vor allem im Herz eines jeden Motorrads Potenzial für mehr Leistung: im Motor!
Welche Motor-Tunings gibt es?
Motor-Tuning ist nicht immer gleichzusetzen mit Veränderungen an Kolben, Zylindern, Zylinderkopf oder Nockenwellen. Sehr wirksam sind oft auch Optimierungen an den die Leistung beeinflussenden Komponenten: Zum Beispiel am Luftfilter durch eine Luftfilterkasten-Modifizierung, am Vergaser durch eine Umbedüsung, oder an der Einspritzanlage durch eine Erhöhung des Einspritzdruckes. Weitere mögliche Stellschrauben sind Zündkerzen, die Auspuffanlage und die Programmierung der Elektronik.
Bevor solche Maßnahmen vorgenommen werden, sollte zuerst auf einem professionellen Prüfstand der Ist-Zustand der Technik gemessen werden. Dabei sind die folgenden Größen essenziell, um beim späteren Tuning das Maximale aus einem Race Bike herauszuholen:
- Leistung am Hinterrad
- Verlustleistung
- Drehmoment
- Gangstufen
- Abgas (Lambda-Messung)
Warum sind diese Messungen so wichtig?
Die Hinterrad-Leistung ist aussagekräftig, weil es entscheidend ist, was wirklich hinten ankommt, und nicht nur, was vorne drinsteckt! Die Messung der Verlustleistung gibt Aufschluss darüber, wie viel Leistung von der Kupplung bis zum Hinterrad verlorengeht (Primär-/Sekundärantrieb). Mithilfe des Drehmoments wird die Kraftabgabe über die gesamte Drehzahlspanne gemessen.
Anhand der Gangstufen können die für die Leistungsabgabe so wichtigen Übersetzungsverhältnisse exakt ermittelt werden. Bei der Lambda-Messung wird der Sauerstoffanteil im Abgas im Lastzustand ermittelt – so kann eine womögliche Abmagerung (d. h. Überhitzung, also eine übermäßige thermische Belastung der Kolben und Ventile) oder Überfettung (d. h. zu starke Innenkühlung und übermäßige Verrußung des Brennraumes, im Extremfall Ölverdünnung) des Motors in den einzelnen Lastzuständen nachgewiesen werden.
Was ist wirklich sinnvoll?
Eine der beliebtesten Tuning-Maßnahmen ist der Einbau eines K&N- oder BMC-Luftfilters. Hier ist zu beachten, dass dadurch eine erhebliche Erhöhung des Luftdurchsatzes entsteht, was große Einwirkungen auf die Vergaser-Abstimmung und zum Teil auch auf das Einspritzanlagen-Programm zur Folge haben kann. Bei Vergasern muss hier im Regelfall der Teil- und Volllastbereich neu abgestimmt werden, der Leerlaufbereich ist im Racing-Betrieb nebensächlich.
Weil es bei Einspritzanlagen durchaus der Fall sein kann, dass die serienmäßige Programmierung mit neuen Gegebenheiten nicht zurechtkommt, ist hier eine Neuabstimmung notwendig: entweder mit einem neuen Eprom oder besser noch mit einem individuell programmierbaren Steuergerät, welches das serienmäßige Motor-Steuermodul (ECM) unterstützt, sodass eine spezielle Programmierung des Motor-Managements durchgeführt werden kann. So kann unter anderem die Einspritzmenge, Drosselklappen-Stellung, Luftmenge und Zündkurven-Einfluss gezielt eingestellt werden.
Ein hierfür bestens geeignetes Modul ist der Power Commander des US-Marktführers Dynojet, der die Möglichkeit bietet, einzelne Parameter aufs Genaueste für individuelle Anforderungen einzustellen.
Sehr praktisch: Wurden für ein Motorrad spezifische Rennstrecken-Programme erstellt, lassen sich Änderungen daran mittels Laptop sogar direkt vor Ort an der Rennstrecke auf dem Power Commander einprogrammieren. Für verschiedene Fahrzeugtypen gibt es bereits werksseitig sogenannte „Maps“ mit unterschiedlichen Einstellungs-Varianten z. B. für Schalldämpfer, Komplettanlagen, Luftfilter etcetera. Wenn individuelle Abstimmungen für ein spezielles Bike erforderlich sind, sollte dies auf einem geeigneten Prüfstand mit Lambda-Messanlage durchgeführt werden. Denn für die Erstellung einer neuen Map können schon mal 50 bis 100 Prüfläufe nötig sein, um bei allen Parametern das Optimum zu erzielen.
Dein Anliegen: wir haben ein offenes Ohr
Wer mehr über die genannten Tuning-Maßnahmen und Messungen erfahren oder individuell beraten werden möchte: Wir haben immer offene Ohren für deine Anliegen, wenn wir nicht gerade auf dem Prüfstand ausdrehen. Aber dafür gibt es ja Anrufbeantworter und E-Mail – wir melden uns auf jeden Fall zurück!